Claudia B. atmet erleichtert auf. Sie hat gerade eine Atembehandlung bekommen und fühlt sich befreit. Die Enge in der Brust ist wie weggeblasen. Seit einiger Zeit schon war Claudia B. müde und abgespannt. Termindruck und Stress in der Arbeit und ihre ungeklärte Ehesituation hatten sie immer kurzatmiger und fahriger werden lassen. Sie vergaß Verabredungen, hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, konnte nicht mehr richtig schlafen. Auch gab es wenig, über das sie sich freuen konnte. Erst seit sie die Atembehandlungen bekommt, fühlt sie sich besser und kann ihre Situation mit etwas mehr Abstand betrachten.
Mit Stresssymptomen, Burn-Out, Schlaflosigkeit, Depressionen oder Angststörungen suchen immer mehr Menschen Hilfe in den Arztpraxen – und bekommen oft Medikamente. Denn immer noch wissen zu wenig Ärzte, dass Atemtherapie bei diesen Diagnosen das Mittel der Wahl sein könnte, entweder begleitend, zum Beispiel zu einer Psychotherapie, oder auch als alleinige Therapie.
Erfolge verzeichnet die Atemtherapie auch bei Herz-Kreislauferkrankungen (die bereits Todesursache Nr. 1 in Deutschland sind), bei Rückenbeschwerden, die oft einen psychosomatischen Hintergrund haben und bei Atemwegserkrankungen wie chronischer Bronchitis oder Asthma bronchiale.
Einige Kliniken für Psychosomatik haben die Atemtherapie aus gutem Grund in ihr Behandlungskonzept integriert, ebenso wie Kliniken für Herz-Kreislauferkrankungen und orthopädische Rehakliniken.
Mehr über Atemtherapie in der Psychosomatik hier
(Siehe auch Indikationen der Atemtherapie)
Mit meinem Atem kann ich alt werden
Bernadette (57): Frisörmeisterin, München, zwei Kinder, ein Enkelkind
Was hat die Atemtherapie bei Ihnen bewirkt'
“Ruhe und Gelassenheit. Ja ich bin ruhiger geworden. Und auch von den Organen her entspannter. Vor allem im Bauchraum. Da hat sich viel verändert. Das war früher richtig fest. Das ist weicher geworden und gelöster durch den Atem. Auch durch das Tönen, das Summen im Herzraum. Das ist harmonisierend und verbindend. Ich bin auch ausgeglichener geworden, freudiger, positiver. Ich kann meine Gefühle klarer fühlen, unterscheiden und auch ausdrücken; also sprachlich, ich kann sie besser formulieren. Mehr Spontaneität in der Sprache. Und was ganz toll für mich ist, weil es mein Selbstvertrauen stärkt: ich merke, dass ich viel besser für mich sorgen kann. Es gibt Situationen, da komme ich so unter Druck, dass ich schnell und kurz atme. Ich atme viel ein und wenig aus und dann bekomme ich Krämpfe in den Händen, diese Pfötchenstellung. Das habe ich zweimal in meinem Leben gehabt. Das erste Mal nach der Geburt meines Sohnes. Da musste der Arzt kommen, und sie haben mir eine Plastiktüte aufs Gesicht gehalten. Das zweite Mal, als ich gespürt habe, dass die Verkrampfung kommen wollte, habe ich mich an meinen ruhigen Atem erinnert und habe gesagt: Ich leg mich jetzt hin und mach das. Und ich bin damit zurecht gekommen. Mit meiner Atmung habe ich das hingekriegt. Es hat sich aufgelöst. Das war so ein super Erfolg und eine so tiefe Erfahrung, dass ich die Fähigkeit hab`, mir selber zu helfen. Das stärkt mein Selbstbewusstsein, dass ich gut für mich sorgen kann. Mein Atem gibt mir Selbstvertrauen. Ich brauche jetzt dafür keinen Arzt mehr und keine Plastiktüte.”
Sind die Erfahrungen mit dem Atem wichtig für Ihre persönliche Entwicklung'
“Ja. Ohne den Atem wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Und die Prozesse gehen weiter. Mit meinem Atem kann ich alt werden. Das weiss ich jetzt. Das ist ein Prozess. Der entwickelt sich von alleine. Das ist auf der unbewussten Ebene. Ich mache einfach weiter. Lasse den Prozess ablaufen und spüre das Wohlgefühl, was daraus entsteht, ohne dass ich mir was denken muss.”
Welche allgemeine Bedeutung messen Sie der Atemtherapie bei'
“Ich finde, das sollten mehr Leute machen, weil es im Alltag als Ausgleich gut ist und auch sehr hilft, den beruflichen Forderungen stand zu halten. Ich find`s auch als Gruppenangebot sehr gut. Da lernt man aneinander, man sieht, wie die anderen sich entwickeln, und man ist mit den unterschiedlichsten Menschen konfrontiert.”
In diesen Aussagen einer 57jährigen Klientin, die seit drei Jahren einmal im Monat in atemtherapeutischer Behandlung ist, spiegeln sich schon einige der zentralen Arbeitsfelder der Atemtherapie:
- – Förderung der Eigenverantwortlichkeit über Körperspürarbeit im Bereich der Prophylaxe/Gesundheitserziehung und persönlichen Entwicklung
- – Tonusregulation, zum Beispiel bei Stress und allgemeiner Überlastung
- – Verbesserung der sozialen Integration durch Erweiterung des individuellen Ausdrucks und der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten
- – Kräftigung der Atemorgane und -muskulatur
- – Vorbeugende Koordinierung von Atem- und Körperbewegung zur Vermeidung von Überanstrengung
- – Steigerung der Stressbewältigungs- und Leistungsfähigkeit
- – Begleitung seelischer Prozesse, die durch Atem- und Körperarbeit frei werden
- – Stärkung der Ich-Kompetenz
- – Linderung psychosomatischer Beschwerden
- – Behandlung von Atemfehlformen und Atemstörungen
Grundsätzlich unterscheidet die Atemtherapie zwischen der Therapie der Atmung, die auch als klinische ärztliche Atemtherapie bezeichnet werden kann, und der Therapie mit dem Atem. Das ist die Atemtherapie als Selbsterfahrung und zur Selbsthilfe, die nicht bei dem Symptom ansetzt und eventuell auf der darunter liegenden Ebene die Ursache findet, so dass das Symptom überflüssig wird.
Die klinische Atemtherapie dagegen befasst sich symptombezogen mit den Krankheiten und Funktionsstörungen von Lunge und Stimmapparat. Sie arbeitet sowohl prophylaktisch, als auch nachbehandelnd. Hauptsächliche Ziele sind hier Pneumonieprophylaxe, Sekretlösung und -transport, Stabilisierung und Aufbau eines stabilen Bronchialsystems, insbesondere bei obstruktiven Erkrankungen wie Chronischer Bronchitis, Asthma etc. Diese Art der Atemtherapie soll zum Abbau von Fehlatembewegungen beitragen, zur Ventilationssteigerung, zur Kräftigung der Atemmuskulatur und eine allgemeine Leistungssteigerung bewirken.
Die Atemtherapie als Selbsterfahrung und Selbsthilfe
Die Atemtherapie als Selbsterfahrung und Selbsthilfe zählt zu den sogenannten Alternativen oder Komplementären Heilverfahren. Die Atemtherapeuten gehen davon aus, dass von allen Körperfunktionen des Menschen der Atem am intensivsten mit allen Ebenen verknüpft ist. Jeder kleine Reiz von aussen oder von innen verändert die Art und Weise zu atmen. Mit der Arbeit am Atem kann deshalb, so lautet die These, auch jede Ebene des Menschen und jeder Ort des Organismus erreicht und harmonisiert werden.
- Die Atmung reagiert sehr empfindlich und unmittelbar auf psychische und physische Veränderungen
- Zugleich ist sie die einzige vitale Körperfunktion, die auch willentlich gesteuert werden kann, während sie zugleich ununterbrochen unwillkürlich abläuft
- Es bestehen mechanische und nervliche Wechslelwirkungen zwischen der Atembewegung und zahlreichen Körperorganen und deren Funktionen
- Die Atembewegung beeinflusst die Herzfunktion und den Blutkreislauf, die Sauerstoffversorgung, den Kohlendioxydspiegel, die Ionenkonzentration, den Hormonhaushalt und insgesamt den Stoffwechsel
- Die Atmung beeinflusst auf der Ebene des Zentralnervensystems die Bewusstseinsvorgänge des Menschen und sein Empfindungs- und Gefühlsleben
Atem - Brücke zwischen Körper und Geist
Unter den ansonsten willentlich kaum beeinflussbaren Körpervorgängen nimmt die Atmung eine Sonderstellung ein. Einerseits läuft sie unbewusst und automatisch ab, andererseits ist sie bewusst steuerbar. Daher gilt der Atem auch als “Brücke zwischen Körper und Geist”.
Wir atmen nicht nur mit der Lunge, sondern auch mit Mund, Nase, Kehlkopf, Rachen, Brust- und Bauchmuskeln und dem Zwerchfell. Wichtigster Atemmuskel ist das Zwerchfell, das den Herz- und Lungenraum vom Bauchraum trennt. Es zieht sich rhythmisch und im Wechselspiel mit den Bauchmuskeln zusammen und erzeugt so ein Vakuum, in das hinein die Lunge sich ausdehnen kann. Das Einatmen erfolgt als Reflex, da der im Brustkorb entstandene Unterdruck frische Luft in die Lunge zieht. Unter Stress verkrampfen sich Zwerchfell und Bauchmuskulatur. Dadurch wird der Lungenraum verkürzt. An einer natürlichen Vollatmung hingegen sind Brust- und Bauchmuskeln beteiligt. Beim Einatmen ist dann die Ausdehnung der Bauchhöhle auch in den Lenden, Flanken und am unteren Rücken zu spüren.
Im Ruhezustand atmen wir 13 bis 15 Mal pro Minute und nehmen dabei mit jedem Atemzug etwa 500 ml Luft auf. 90 Prozent des im Stoffwechsel vorhandenen Sauerstoffs liefert die Atmung und 10 Prozent die Nahrung. Zusammen mit dem sie steuernden Nervensystem, dem Blutkreislauf, dem Herzen und den Blutgefäßen versorgt die Atmung den Körper bis in jede Zelle hinein mit Sauerstoff und entfernt das bei der Verbrennung entstandene Kohlendioxyd. Bei der Regulierung des Säure-Basen- Haushaltes ist das Atemsystem neben den Nieren von zentraler Bedeutung: Beim befreiten Durchströmen des Atems sollen 70 Prozent aller Toxine aus dem Körper ausgeschieden werden, was andere Entgiftungsorgane wie Haut, Harnwege und Dickdarm merklich entlastet.
Für die Atem- und Leibpädagogen lassen sich an Atem- und Tonusphänomenen physische und psychosoziale Belastungen ablesen. Denn der Atem reagiert nicht nur auf die physische Notwendigkeit des Gasaustausches, sondern auch seismographisch auf jede Bewegung, jede Berührung, jede Emotion – ja sogar schon auf die bloße Vorstellung einer Aktion oder Emotion.
Über den Atem in der Übung findet der Klient Zugang zu seinen Tiefenschichten, zu seinen unbewussten Strukturen, die normalerweise verbal nicht zugänglich sind, in denen jedoch Kräfte der Selbstregulierung und Heilung liegen. Diese Kräfte können mit Hilfe der verschiedenen Verfahren aktiviert, erlebt und kognitiv integriert werden. Die Entwicklung bzw. Wiederherstellung der porpriozeptiven Wahrnehmung macht den Klienten wieder sensibel für die eigenen Körpersignale und die des anderen. Hierin liegt die prophylaktische Bedeutung der Körperarbeit. Die Tatsache, dass sich die Arbeit der Atem- und Leibpädagogen unmittelbar auf die körperliche und psychosoziale Gesundheit des Menschen auswirkt, hat gezeigt , dass eine Zusammarbeit mit Ärzten und Psychotherapeuten sowie sozialen Einrichtungen auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung, Prophylaxe und der Rehabilitation sinnvoll ist.
Zur weiteren Information siehe auch Methoden der Atemtherapie
Atemtherapie meint nicht nur das Symptom, sondern den ganzen Menschen
Der Schwerpunkt für atem- und leibpädagogische/therapeutische Tätigkeit liegt im Bereich der Prävention und Prophylaxe, sowie der persönlichen Entwicklung und in der Behandlung chronischer Beschwerden und Krankheiten. Dazu gehört die Beschäftigung mit vielschichtigen Atemfehlformen und deren Störungssyndromen. Darüber hinaus wirkt die Atemtherapie auch auf die Funktionsfähigkeit des Atmungs- und Bewegungsapparates ein und damit auf das leibseelische Befinden des ganzen Menschen. Der Atemtherapeut richtet sich nicht in erster Linie nach einem vorliegenden Symptom, sondern beachtet die psychosomatische und psychosoziale Gesamtheit des jeweiligen Menschen. Das atemtherapeutische Ansprechen der engen Beziehung zwischen Umwelt, Atem, Körperhaltung, Bewegung, seelischer Verfassung, Denken und Sprechen bzw. Stimme und Gesang bildet die Basis für eine optimale Entwicklung und Entfaltung der in jedem Menschen ruhenden potentiellen Ausdrucksfä'higkeit.
Die zentrale pädagogische Aufgabe liegt im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheitserziehung, Prophylaxe und Rehabilitation mit folgenden Schwerpunkten:
- psychosomatische Störungen mit bestimmten organ- oder organsystembezogenen Symptomen wie zum Beispiel funktionelle Atemstörungen, Asthma bronchiale, chronische Bronchitis, Hyperventilationssyndrome, funktionelle Stimmstörungen, funktionelle Störungen des Verdauungs- und des Herz-Kreislaufsystems, Allergien, psychogene Hauterkrankungen
- Psycho-vegetative Spannungs- und Erschöpfungszustände, chronisch rezidivierende Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Menstruationsbeschwerden
- funktionelle und degenerative Erkrankungen des Bewegunssystems (Haltungsschäden, Skoliosen, HWS- und LWS-Syndrome), Lumbagoischialgien, Hals-Nacken-Schultersyndrome etc.
- Rehabilitation nach Operationen und schweren Krankheiten, Tumornachsorge, begleitende Therapie bei schweren therapeutischen Interventionen (Bestrahlung, Chemotherapie)
- Schwangerschaftsbegleitung
- Sterbebegleitung
Die Arbeits- und Forschungsgemeinschaft für Atempflege e.V. (AFA)
Im Juni 1958 gründete sich in Freudenstadt die Arbeits- und Forschungsgemeinschaft für Atempflege e.V. (AFA). Damals hießes noch “ärztliche Arbeits- und Forschungsgemeinschaft”, und im Vorstand saßen nur Ärzte.
Dr. Ludwig Schmitt, der sogenannte “Atemdoktor”, war einer dieser Ärzte. Er hatte zu der Zeit eine Klinik in Schwabing und schrieb in der neuen AFA Zeitschrift, “Atem und Mensch”:
“Die Beobachtung und Beachtung im Taggeschehen, wie nämlich der Atemfluss in uns in allen Lebenslagen und bei jedem Kräftespiel in und um und mit uns webt und waltet und wirkt, wie das Mittun mit dem Atem, seine Vertiefung und Fehlerbefreiung uns zu freien, königlichen Menschen erhöht, seine Abschnürung und Verkleinerung uns aber zu armen Eintagssklaven unseres Daseins herabwürdigt – dies im einzelnen der Tagesvorgänge zu erleben, ..., ist Aufgabe unseres Zeitgeschehens geworden.” ('Atem in der Zeit' von Dr. J. Ludwig Schmitt, aus: Atem und Mensch, Heft 1, Januar 1959).
Mehr über Dr. Johannes Ludwig Schmitt erfahren Sie auf der Webseite des Vereins Atemheilkunst
In der AFA sind inzwischen rund 700 Atemtherapeuten deutschlandweit organisiert, die vor fünf Jahren zusätzlich den Berufsverband für Atemtherapie/Atempädagogik (BVA) ins Leben riefen. Unter dem Dach von AFA/BVA haben etwa zehn Schulen als anerkannte AFA-Schulen Qualitätsstandards für die Atemausbildung entwickelt. Auf der Basis eines gemeinsamen verbindlichen Curriculums haben diese Schulen die Möglichkeit, zusätzlich zum jeweils eigenen Schulabschluss auch das Diplom AFA zu vergeben. Gemeinsam ist allen in der AFA vertretenen Atemrichtungen der Umgang mit dem autonomen Atemgeschehen.
Die Methoden sind im Einzelnen:
- Schulung der Empfindungsfähigkeit durch Körperspür- und Kontaktarbeit
- Zulassen des Atemflusses und dessen subjektive Wahrnehmung
- Tonusregulierung mit verschiedenen Interventionen
- Wahrnehmung der Atembewegung
- Arbeit mit Dehnungen und Druckpunkten
- Bewegungsübungen
- Dehn- und Ruhelagerungen
- Übungen mit Stimme, Sprache und Gesang
direkte und indirekte Beeinflussung des Atemgeschehens
- kognitive Aufarbeitung der Wahrnehmungsveränderungen auf der subjektiven psycho-physischen Ebene
Mehr über die Arbeitsweisen in der Gruppe und in der Einzelarbeit hier
Es gibt Gruppen- und Einzelarbeit. Die oben genannten methodischen Übungsweisen werden bei somatischen sowie psychosomatischen Störungen und Fehlregulationen eingesetzt. Die Persönlichkeitsentwicklung wird durch verbesserte Selbstwahrnehmung gefördert. Die Selbstwahrnehmung meint die Wahrnehmung der eigenen Realität innerhalb des jeweiligen Beziehungsfeldes mit ihren körperlichen und seelischen Anteilen. Das hierbei physisch und psychisch Erlebte kann im Prozess der Atemarbeit verbalisiert und damit auch der kognitiven Erfahrung zugänglich gemacht werden. Es entstehen dabei Impulse zur bewussten körperlichen wie seelischen und sozialen Verhaltensänderung und somit die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung.
Varianten der Atemtherapie, wie sie die AFA vertritt
- Atemarbeit nach Cornelis Veening:
- Atemarbeit nach Herta Richter:
- Atem-, Stimm- und Sprecherziehung nach der Methode Schlaffhorst und Andersen:
- Atem- und Leibtherapie nach Graf Dürckheim:
- Erfahrbarer Atem nach Ilse Middendorf:
- Eutonie nach Gerda Alexander: Die Eutonie (= richtige Spannung) arbeitet mit dem unbewusst verlaufenden Atem des Klienten. Dabei soll ein harmonischer Ausgleich entstehen zwischen Verspannungen (Hypertonie), die gelöst, und Erschlaffungen (Hypotonie), die gespannt werden.
Eine auf der Psychologie C.G. Jungs basierende Atemtherapie, die über eine leib-seelische Entwicklung einen Weg von “innen nach aussen” anbietet, damit “der Mensch das werde, was er sein soll”.
Sie basiert auf der Erfahrung, dass die Entwicklung des eigenen Atems Verbindungen zum inneren Wesen ermöglichen kann.
Der Atem wir als Bindeglied zwischen der vegetativen und der somatischen Ebene des Klienten gesehen. Es wird eine Verbesserung der Atmung, der Stimme und der Bewegung angestrebt.
Der Klient wird angeleitet, sich seinen Verhaltensmustern und Ängsten zu stellen, um damit einen Neubeginn zu ermöglichen. Dabei soll der Leib als “beseelter Körper”, der mit der Psyche eine Einheit bildet, erfahrbar gemacht werden.
Es wird mit dem sogenannten “zugelassenen Atem” gearbeitet und mit der Erfahrung, dass zwischen “Atem, Sammlung und Empfindung” eine gegenseitige Wechselwirkung besteht, die bei gleichzeitiger Balance zwischen “Hingabe und Achtsamkeit” eine bewusste Entwicklung aller Ebenen (je nach Hinwendung) des Klienten möglich machen soll.
Fazit
Der Schwerpunkt für atem- und leibpädagogische/therapeutische Tätigkeit liegt im Bereich der Prävention, Prophylaxe und Rehabilitation, sowie der persönlichen Entwicklung. Dazu gehört die Beschäftigung mit vielschichtigen Atemfehlformen und deren Störungssyndromen. Darüber hinaus wirkt die Atemtherapie auch auf die Funktionsfähigkeit des Atmungs- und Bewegungsapparates ein und damit auf das leibseelische Befinden des ganzen Menschen. Über den Atem findet der Klient Zugang zu seinen Tiefenschichten, zu seinen unbewussten Strukturen, die verbal zunächst nicht zugänglich sind, in denen jedoch Kräfte der Selbstregulierung und Heilung liegen. Diese Kräfte können mit Hilfe der verschiedenen Verfahren aktiviert, erlebt und kognitiv integriert werden. Die Tatsache, dass sich die Arbeit der Atem- und Leibpädagogen unmittelbar auf die körperliche und psychosoziale Gesundheit des Menschen auswirkt, hat gezeigt , dass eine Zusammenarbeit mit Ärzten und Psychotherapeuten sowie sozialen Einrichtungen auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung, Prophylaxe und der Rehabilitation sinnvoll ist.